Meeresablagerungen

Meeresablagerungen
Meeres|ablagerungen,
 
marine Sedimẹnte, Meeres|sedimente, Ablagerungen am Meeresboden, bestehend v. a. aus verwitterten Gesteinsmaterialien, abgestorbenen Organismen und chemischen Ausfällungen.
 
 
Lithogene Meeresablagerungen stellen etwa 70 % des Sedimentvolumens dar. Sie entstammen der Verwitterung von Gesteinen oder sind vulkanische Aschen und treten hauptsächlich in der Küstenregion auf (litorale Meeresablagerungen); ein Teil von ihnen wird von Meeresströmungen als feinste Trübe in landferne Gebiete der Ozeane transportiert und bildet dort einen Hauptbestandteil des roten Tiefseetons (die vorwiegenden Meeresablagerungen im Pazifischen Ozean). Durch die Flüsse werden dem Weltmeer jährlich 18 000-24 000 Mio. t Gesteinsschutt zugeführt, wovon der größte Teil auf dem Schelf verbleibt. Auch das Meer selbst greift durch Brandung in die Küsten ein und verlagert das Gesteinsmaterial. Durch den Wind werden jährlich 60-360 Mio. t Staub ins Meer transportiert. Eine besondere Rolle bei der Verfrachtung von Sedimenten spielen das Meereis, beim Transport unterhalb des Meeresspiegels die Suspensionsströme. Biogene Meeresablagerungen, die etwa 55 % des Meeresbodens bedecken, entstammen Überresten der abgestorbenen tierischen und pflanzlichen Kleinlebewelt. Sie bestehen überwiegend aus Calciumcarbonat (Globigerinenschlamm, Foraminiferen) und Pteropodenschlamm, oder aus Kieselsäure, Diatomeenschlamm und Radiolarienschlamm, und sind v. a. in der Tiefsee vertreten (pelagische Meeresablagerungen). Im Atlantischen und Pazifischen Ozean stellt der Globigerinenschlamm die vorherrschende Meeresablagerung dar, für die tropischen Meere sind Korallenbauten charakteristisch. Nur etwa 2 % der organischen Substanz gelangen in die Sedimente (jährlich etwa 40 Mio. t), wo aus ihnen u. a. Kohlenwasserstoffe (Erdöl, Erdgas) entstehen können. Hydrogene Meeresablagerungen sind zwar weit verbreitet, aber von geringem Gesamtvolumen; zu ihnen gehören mineralische Neubildungen, die bei Übersättigung des Meerwassers an gelösten Stoffen entstehen können. Dazu zählen Salzablagerungen (Evaporite) und Ausfällungen von gasförmigen oder gelösten Substanzen im Bereich hydrothermaler Quellen oder untermeerischer Vulkane. Weit verbreitet sind Konkretionen von Eisenmanganoxiden (Manganknollen), Anreicherungen von spezifisch schweren Mineralen in marinen Seifen sowie Phosphoritknollen auf dem Schelf und auf dem Kontinentalabhang (geschätzte jährliche Zuwachsrate 0,35-140 Mio. t); besonders an der Zentralspalte des Mittelozeanischen Rückens sind Erzschlämme zu finden. Die Ablagerungsraten sind eine Folge von Sedimentationsereignissen. Die Erforschung der Meeresablagerungen hat als Zweig der Klimaforschung Bedeutung erreicht, da sie Aufschlüsse über das Paläoklima (u. a. zur Wassertemperatur, Emiliani-Kurve) und über die Paläoozeanographie gibt. Die Untersuchung der biogenen Meeresablagerungen ist zum Verständnis des Kohlenstoffkreislaufs unumgänglich.
 
Kosmogene Meeresablagerungen sind stark eisenhaltige Kugeln bis 0,2 mm Durchmesser, die von Meteoriten stammen. Ihr Anteil an den Meeresablagerungen ist sehr gering.
 
Die Schichtdicken der Meeresablagerungen schwanken örtlich sehr. So ist z. B. die Kammregion des Mittelatlantischen Rückens frei von Meeresablagerungen; in den Flankenregionen des Rückens haben sie Schichtdicken von etwa 500 m, in den anschließenden Tiefsee-Ebenen bis zu 2 000 m und auf den Kontinentalabhängen und Schelfen bis über 5 000 m. Die Sedimentationsraten betragen in der Tiefsee 0,1-2 cm in 1 000 Jahren. Auf den Kontinentalabhängen und Schelfen liegen die Werte bedeutend höher und erreichen in extremen Fällen 5 m in 1 000 Jahren.
 
Die geographische Verteilung der Meeresablagerungen hängt von ihrer Herkunft, Korngrößenverteilung, chemische Zusammensetzung und Zuwachsrate ab. Es werden litorale, pelagische und eine Mischform, die hemipelag. Meeresablagerungen, unterschieden. Die litoralen Meeresablagerungen sind vorwiegend festländischer Herkunft, in den Tropen auch Korallenkalk; sie überwiegen in den küstennahen Schelfablagerungen. Litorale Sedimente nehmen 7,5 %, die pelagischen Sedimente (Tiefseeablagerungen) 81,7 % und die hemipelag. 10,8 % des gesamten Meeresbodens ein. (Atlantischer Ozean, Indischer Ozean, Pazifischer Ozean)
 
 
J. P. Kennett: Marine geology (Englewood Cliffs, N. J., 1982);
 K. K. Turekian: Die Ozeane (a. d. Engl., 1985);
 E. Seibold u. W. H. Berger: The sea floor (Berlin 31996).
 
Weitere Literatur: Sedimentgesteine.

Universal-Lexikon. 2012.

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